International Institute for Religious Freedom

IIRF Bulletin 2017/1

2016 Bericht über Menschenrechtsverletzungen

Share:

Zu den türkischen Protestanten gehören über 140 kleine und größere Gemeinden, vor allem in Istanbul, Ankara und Izmir.

Die protestantischen Gemeinden haben fünf religiöse Stiftungen gegründet, drei Vertretungen dieser Stiftungen, 34 kirchliche Vereine und über 30 mit diesen Vereinen verbundene Vertretungen. Die übrigen Gemeinden haben keinen of ziellen/juristischen Status. Etwa 25 von ihnen sind Hausgemeinden, die restlichen Gemeinden benutzen öffentliche Räume für den Gottesdienst, besitzen aber keinen of ziellen/juristischen Status.

Die Gemeinschaft der Protestanten hat innerhalb des türkischen nationalen Bildungssystems keinerlei Möglichkeit, ihr eigenes religiöses Personal auszubilden. So bildet die evangelische Gemeinschaft in der Mehrzahl der Fälle ihre eigenen religiösen Leiter selbst aus, ein kleiner Prozentsatz erhält die Ausbildung an theologischen Schulen im Ausland, während andere das nötige Wissen und die Leiterfähigkeiten für den pastoralen Dienst durch Seminare erhalten, die hier in der Türkei statt nden. Weil es nicht genug lokale evangelische Leiter gibt, wird die geistliche Leitung in einigen Gemeinden von ausländischen Pastoren wahrgenommen.

Die protestantische Gemeinschaft hat keine hierarchische oder zentralistische Struktur. Jede lokale Gemeinde arbeitet unabhängig. Doch begannen die Pastoren der Gemeinden in den 1980er Jahren sich zu treffen, um die Einheit, Solidarität und die Partnerschaft zwischen den evangelischen Kirchen zu fördern. Mitte der 1990er Jahre bildeten sie die TeK (Vereinigung türkischer Pastoren, im Dokument kurz TeK genannt), um strukturell die Einheit zu fördern. Aufgrund der Begrenzungen der früheren Vereinsgesetze, hatte die TeK weiterhin Probleme, wenn sie als repräsentative Körperschaft vor den of ziellen Körperschaften in der Türkei auftreten wollte. Nach der Änderung der Vereinsgesetze entschloss sich die TeK, sich als Verein zu etablieren. Die „Vereinigung Protestantischer Kirchen“ wurde of ziell am 23. Januar 2009 gegründet. Ab diesem Zeitpunkt agiert die Vereinigung Protestantischer Kirchen (Türkei) als Repräsentant der türkischen protestantischen Gemeinschaft und als Institution zur Förderung der Einheit.

Seit 2007 hat die Vereinigung Protestantischer Kirchen Berichte verfasst, die die Situation der protestantischen Gemeinschaft in der Türkei beschreiben. Die Vereinigung Protestantischer Kirchen betont die Bedeutung der Religionsund Glaubensfreiheit für jeden Menschen an jedem Ort und setzt sich dafür ein, dass diese verwirklicht wird. Um einen Beitrag dazu zu leisten, verfasst und veröffentlicht die Vereinigung diesen Jahresbericht, der die Situation der protestantischen Gemeinschaft beschreibt.

Im Jahr 2016 sah sich die Türkei als Ganze einer Welle des Terrors und der Gewalt an allen Fronten ausgesetzt. Dabei stach ein Putschversuch am 15. Juli heraus. Aus diesen Gründen wurde der Ausnahmezustand erklärt, der in der Türkei bis heute andauert. Wie der Rest des Landes ist auch die protestantische Gemeinschaft von diesen schwierigen Entwicklungen betroffen. Vom ersten Tag an hat aber die protestantische Gemeinschaft für Demokratie gegen Terrorismus und den Putschversuch gestanden und tut es auch heute noch.

Die Freiheit von Religion und Glauben ist eines der Grundrechte, die in nationaler wie internationaler Gesetzgebung verankert und ebenso in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte  xiert sind. Auch in unserem Land werden diese Rechte durch nationale und internationale Gesetze sowie durch die Verfassung zugesichert. Aus der Perspektive der protestantischen Gemeinschaft bestehen jedoch auch in 2016 weiterhin einige grundsätzliche Probleme. Als unseren Beitrag zur Entwicklung der Glaubensfreiheit in der Türkei legt dieser Bericht einige der Erfahrungen und Probleme, aber auch positive Entwicklungen dar, die die protestantischen Gemeinden 2016 in Bezug auf Religionsfreiheit erlebt haben.